Was ist eine Thrombose?
Eine Thrombose ist die krankhafte Bildung eines Blutpfropfes (Thrombus) in einem Blutgefäß. Geschieht dies in einer Schlagader (Arterie), spricht man von einer arteriellen Thrombose, die z. B. in den Herzkranzarterien zum Herzinfarkt führen kann. Bildet sich ein Thrombus in einer Vene, spricht man von einer venösen Thrombose. Bei den venösen Thrombosen sind am häufigsten die Venen der Beine und des Beckens Ort einer Thrombose.
Die körpereigene Blutgerinnung
Die Blutgerinnung ist ein lebensnotwendiger Schutzmechanismus unseres Körpers. Sowohl Verletzungen als auch Entzündungen sowie internistische Erkrankungen können sogenannte Gerinnungsfaktoren aktivieren. Diese sorgen in einem Zusammenspiel für die Bildung von Fibrin, das die Verletzungsstellen in der Gefäßwand vernetzt und abdichtet. Zusammen mit den Blutplättchen (Thrombozyten), die im Blut frei schwimmen und bei Bedarf (z. B. Verletzungen) für die Abdichtung der an dieser Stelle unterbrochenen Gefäßwand sorgen. Auf diese Weise wird der Körper vor großem Blutverlust bewahrt.
Schutz vor übermäßiger Blutgerinnung
Das Gerinnungssystem muss so abgestimmt sein, dass bei einer Verletzung nicht das gesamte Blutgefäß durch einen Blutpfropf - einem sogenannten Thrombus - verschlossen wird. Dazu dienen Eiweißkörper, die das Fibrinnetz teilweise wieder auflösen können. Man spricht hier von Fibrinolyse. Sie schützt physiologisch vor zu viel Gerinnung, kann aber auch bei der Behandlung von Thrombosen therapeutisch zur Wiederauflösung von thrombotischen Gefäßverschlüssen genutzt werden. Ein weiterer wichtiger Schutz vor einer überschießenden Gerinnselbildung ist die Eigenschaft der unverletzten Blutgefäßinnenhaut (Endothel), der Blutgerinnung entgegenzuwirken (antithrombotische Endothelfunktion). Zu einer unnötigen Gerinnselbildung kommt es auch nicht, solange das Blut in den Adern gut fließt und die Gerinnung nicht aktiviert ist.
Gestörtes Zusammenspiel
Das komplizierte Zusammenspiel der verschiedenen Faktoren, die die Gerinnung möglich machen und für ein reibungsloses Funktionieren des Reparaturmechanismus nach Verletzungen bei gleichzeitiger Vermeidung von Gefäßverschlüssen notwendig sind, kann durch eine Reihe von Gegebenheiten beeinträchtigt werden:
1. verlangsamter Blutfluss,
2. beeinträchtigte Gefäßwandfunktion und/oder
3. erhöhte Gerinnungsneigung.
Diese 3 wesentlichen Punkte hat Rudolf Virchow (deutscher Arzt im 19. Jahrhundert, bekannt als Gründer der modernen Pathologie) als sogenannte Virchow-Trias beschrieben.
- Ein verlangsamter Blutfluss entsteht, wenn z. B. bei Bettlägerigkeit die Wadenmuskulatur nicht beansprucht wird. Auch im Rahmen einer Schwangerschaft kann es zu einer Verlangsamung des Blutflusses kommen oder auch infolge der Gabe von Diuretika (entwässernde Medikamente).
- Zu einer Veränderung der Gefäßinnenwände und somit zu einer Beeinträchtigung der Funktion der Gefäßwand kann es durch Verletzungen, aber auch durch Medikamente, die das Endothel reizen, sowie durch Stoffwechselkrankheiten, z. B. Zuckerkrankheit, kommen.
- Die Gerinnungsneigung (Thrombophilie) kann angeboren sein oder auch durch Erkrankungen wie z. B. Krebs und Infektionen erhöht werden.
- Bei einer Operation kommen sogar mehrere Beeinträchtigungen zusammen: neben der „Verletzung" der Gefäßwand durch den Schnitt und somit einer beeinträchtigten Gefäßwandfunktion, wird zusätzlich auch die Blutgerinnung aktiviert. Neben der damit verbundenen erhöhten Bildung von Gerinnungsfaktoren, kommt es postoperativ auch zum verlangsamten Blutfluss, da der Patient in der Regel immobilisiert ist. Deshalb ist auch die frühzeitige Mobilisierung eines operierten Patienten von großer Bedeutung.
Notfall Venenthrombose
Kommt es zu einem Blutgerinnsel, so kann der Körper sich gelegentlich selbst helfen und den Thrombus ganz oder teilweise auflösen. In diesem Fall merkt der Betroffene nichts, denn es treten keinerlei Krankheitszeichen auf. Bleibt das Gerinnsel, das an der Gefäßwand haftet, bestehen, kann es größer werden, indem es die Blutplättchen klebrig macht (aktiviert), sodass diese sich zunehmend an das Fibrin anlagern. Es entsteht eine Art Mauerwerk mit Fibrin als Mörtel und den Thrombozyten als Ziegelsteinen.
Auf diese Weise verstopft das Blutgefäß allmählich und der Blutfluss verlangsamt sich zunehmend, bis er schließlich ganz zum Stillstand kommt, weil das Blutgefäß vollständig verschlossen ist. Selbst in diesem Fall versucht der Körper, das Gerinnsel aufzulösen. Oft sucht sich der Blutfluss im Laufe der Zeit aber einen neuen Weg, der den Verschluss umgeht, indem kleinere benachbarte Gefäße (die sogenannten Brückengefäße oder Kollateralen) benutzt werden, die hinter dem Verschluss wieder in das Blutgefäß münden.
Erst im Verlauf mehrerer Tage bis Wochen kommt es zu einem langsamen Abbau des Gerinnsels und damit einer teilweisen Wiedereröffnung des verstopften Gefäßes. Im Laufe der Zeit (Monate) kann das Gerinnsel auch von der Gefäßwand aus umgestaltet werden, so dass es schrumpft und einen Teil des Gefäßes wieder freigibt. Doch diese körpereigenen Schutzmechanismen greifen nicht immer ausreichend. So werden zum Beispiel die Venenklappen im Laufe verschiedener Umwandlungsprozesse des Gerinnsels zerstört. Diese Taschen verhindern das Zurückfließen des Blutes in Richtung Fuß und fördern den Blutfluss in Richtung des Herzens gegen die Schwerkraft. Sind sie jedoch zerstört, ist die Vene nur eine Art starres Rohr, das vor allem im Stehen nicht verhindern kann, dass das Blut sich im Bein staut.
Letzte Aktualisierung: 21.08.2018